Ötztaler Radmarathon 2025: Christoph Münkel unter 10 h

Interview mit Christoph Münkel, der dieses Jahr den RC Hattersheim in Sölden erfolgreich vertrat.

Der Ötztaler Radmarathon - eine Legende unter den großen Radsportveranstaltungen für jedermann - fand dieses Jahr am 30. August statt. Mit unter den 4.000 Teilnehmern, die von den ca. 25.000 Bewerbern einen Startplatz ergattert hatten: RCH-Mitglied Christoph Münkel, der auf der 227 km langen Strecke über die Pässe Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch (insgesamt 5.500 hm) mit einer Zeit von 9:48 h brillierte und damit auf Platz 1304 aller Teilnehmer kam. Hier ein kurzes Interview:

RCH: Christoph, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner überzeugenden Leistung bei deiner ersten Ötztaler-Teilnahme! Was hat dir bei der Veranstaltung am besten gefallen?

C. M.: Die Atmosphäre war einfach bombastisch: An vielen Abschnitten der Strecke war die Straße von Zuschauern gesäumt, die jeden Fahrer anfeuerten. Da kam manchmal schon ein "Tour de France-Feeling" auf. Das war eine tolle Unterstützung der Motivation, die bei so einer Strecke natürlich irgendwann strapaziert ist. Außerdem hat mir die durchfahrene spektakuläre Landschaft gefallen, insbesondere in der zweiten Hälfte bei Jaufenpass und Timmelsjoch. Auch die Bike Expo in Sölden fand ich interessant.

RCH: Gab es auf deiner Fahrt auch einen Tiefpunkt?

C. M.: Ja, sicher - nachdem ich mich in der ersten Hälfte sehr gut gefühlt hatte und meine Pacing-Strategie recht locker einhalten konnte, wurde es bei bis zu 28 °C nach 175 km und ca. 3500 hm am Timmelsjoch dann doch etwas zäh. Da kommen schon so Gedanken wie "Warum tust du dir das an?" hoch. Aber die Anfeuerungen der Zuschauer haben mich über diesen Punkt hinweggetragen. Und wenn man merkt: "Du schaffst das.", ist das schon ein unbeschreibliches Glücksgefühl.

RCH: Wie hast du dich auf die Herausforderungen dieses extremen Marathons vorbereitet?

C. M.: Ich habe ab November '24 mit dem Training begonnen: Zunächst sehr viele Indoor-Einheiten mit Zwift, um schon im Winter die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Zentral dabei war ein 13 Wochen-Traininsplan mit ca. 4 Trainingseinheiten pro Woche. Nach Beginn der Saison standen neben Intervallen auf Zwift und Grundlageneinheiten draußen alle greifbaren RTFs und zusätzlich 3 Marathons auf dem Programm. Meinen Trainingsplan habe ich in Excel geführt. Er basierte auf dem in der "Tour" vorgestellten, an persönliche Daten anpassbaren Ötztaler-Trainingsplan. Zusätzlich kamen dabei auch Chat-GPT und der YouTube-Kanal von Mathias Nothegger ("NOM Training") zum Einsatz. Mathias gab mir auf der Bike Expo in Sölden auch noch wertvolle letzte Tipps vor dem Start. Außerdem habe ich ein "Bike-Fitting" und eine Spiroergometrie (mit Bestimmung der aeroben und anaeroben Grenzen) machen lassen. Mit Stufentests auf Zwift überwachte ich den Trainingsfortschritt.

Wichtig war, sich ein Ziel zu setzen. Das lautete zuerst "In Würde ankommen", dynamisierte sich aber im Verlauf des Trainings durch die sich verbessernden Leistungswerte schrittweise bis auf "Unter 10 h bleiben" - was dann ja auch gelang.

RCH: Welche Tipps hast du für Vereinskamerad:innen, die auch an eine Ötztaler-Teilnahme denken?

C. M.: Erstens ist eine strukturierte, frühzeitig beginnende Vorbereitung wichtig. Dringend empfehlenswert ist dabei, den Trainingsfortschritt durch Leistungsmessungen zu kontrollieren. Zweitens sollte ein realistisches Pacing-Konzept gemacht werden, das einerseits ein zu frühes "Auspowern" vermeidet, andererseits aber das Potenzial ausschöpft. Hierbei war das Excel-Tool von „NOM Training" sehr hilfreich. Drittens braucht es ein gutes Verpflegungskonzept - mit Berücksichtigung, wie alles verstaut werden kann. Viertens ist natürlich ein perfekt vorbereitetes Rennrad ein absolutes Muss: Der Ötztaler Pannenservice berichtete, dass der häufigste Defekt ein nicht ausreichend geladener Schaltakku war! In 2024 musste sogar der diesjährige Sieger, Daniel Federspiel (Imst), wegen Schaltdefekts aufgeben.

RCH: Vielen Dank für deinen Bericht und die Hinweise für eine erfolgreiche Ötztaler-Teilnahme! Vielleicht motiviert dies ja noch weitere Vereinskamerad:innen oder sogar eine Gruppe, sich nächstes Jahr auch dieser außergewöhnlichen Herausforderung zu stellen...

Die letzten vier Kehren sind mit alten Ötztaler-Finisher-Trikots geschmückt.
Im "Timmelsjoch-Tunnel" - das Lächeln fällt schwer...
Letzte Kurve vor dem Ziel
Zieleinlauf in Sölden
Abfahrt vom Jaufenpass
Abfahrt vom Jaufenpass. Diesmal etwas schneller...