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RCH-Etappenfahrt 2017 Steißlingen - Salzburg

Erstellt von Franz Schön, Günter Emrich |

Am Samstag, den 19.08.2017 trafen sich 19 Radler und 5 Radlerinnen vor der Stadthalle Hattersheim zur Etappenfahrt des RC Hattersheim von Steißlingen nach Salzburg – 6 Tage Radfahren bei jedem Wetter, 750 km und ca. 8.500 Hm.

IN 6 TAGEN VON STEISSLINGEN AM BODENSEE NACH SALZBURG

Der Transfer zum Bodensee wurde mit einem Reisebus durchgeführt, die wertvollen Rennräder waren sicher in einem speziellen Radanhänger verstaut. Die Teilnehmer waren gut vorbereitet und froh gelaunt, aber dennoch war bei allen eine positive Anspannung zu spüren. Eine Etappenfahrt ist immer eine besondere Herausforderung - 6 Tage Radfahren bei jedem Wetter, 750 km und ca. 8.500 Hm liegen vor uns. Die Busfahrt verlief reibungslos und wir erreichten am frühen Nachmittag wie geplant unser Hotel in Steißlingen im Hegau unweit des Bodensees. Dort erwartete uns bereits unser "Chef de Mission" Ingo mit unserem Begleitfahrzeug, das wir für den Gepäcktransport während der Etappen und die Verpflegung unterwegs angemietet hatten. Gerade Ingo sollte sich in den folgenden Tagen als unverzichtbar erweisen.

19.08.2017

Prolog

Steißlingen - Jägermühle an der Aachquelle - Steißlingen

27 km

Nach raschem Check in und einem prüfenden Blick in den Himmel, entschlosen sich 18 Teilnehmer einen Prolog zur Jägermühle an der Aachquelle zu fahren. Die Anfahrt gestaltete sich wegen einer Straßensperrung in Aach etwas schwierig, der Biergarten wurde aber dann doch noch gefunden. Dort erwartete uns ein reichhaltiges und leckeres Kuchenangebot, das einige Teilnehmer noch zum Carboloading für die nächsten Tage nutzten. Die Rückfahrt verlief bis auf den Plattfuß von Lothar, der in windeseile behoben wurde, fast reibungs.

Nach den Abendessen, wie auch vor jeder folgenden Etappe, erfolgte die Tourenvorstellung des folgenden Tages durch Günter. Er schilderte die einzelnen Highlights und Schwierigkeiten der Etappe und verteilte dazu ein entsprechendes Handout an die Teilnehmer. Zum Abschluß erinnerte unser Präsident nochmals ausdrücklich an die Disziplin, die beim Radfahren im Verband unabdingbar ist. Nach diesem "Wort zum Sonntag" ertönten 3 Böllerschüsse und ein spektakuläres Feuerwerk erleuchtete den Abendhimmel über dem Steißlinger See. Nicht Peter, sondern eine im Hotel anwesende Hochzeitsgesellschaft war diesmal dafür verantwortlich. Ein für uns wirklich gelungener Abschluß des ersten Tages.

20.08.2017

1. Etappe

Steißlingen - Überlingen - Markdorf - Tettnang - Oberreitnau - Scheidegg - Oberstaufen - Großer Alpsee - Immenstadt

142 km / 1.572 HM

 Von Steißlingen ging es zunächst nach Sipplingen an das Nordufer des "Schwäbischen Meeres" und dort flach auf der Uferstraße entlang nach Überlingen. Von dort führte die Strecke Richtung Salem mit seiner berühmten Schloßanlage, gegründet im 1100 Jahrhundert als Abtei des Zisterzienserordens, die eine der wohlhabendsten im Bodenseeraum war. In Markdorf war die erste Verpflegungspause geplant. Da stand nun das extra für die Etappenfahrt designte Begleitfahrzeug, gebrandete mit dem RCH-Logo und der von Ingo vorbereitete gedeckte Tisch. Es sprengt den Rahmen des Berichtes, wenn wir hier auf die Details eingehen - es wurde einfach an Alles gedacht.

Über Tettnang ging es weiter durch herrliche Landschaften auf wenig befahrenen Straßen, an kleinen Weilern vorbei, auf welligem Gelände Richtung Allgäu. Bei km 85 in Oberreitnau dann die Mittagspause mit einem etwas längeren Stop in einem Biergarten, bevor es dann auf der "Deutsche Alpenstraße" entlang des "Rohrach" Richtung Simmerberg auf knapp 900 m ging. Von Oberstaufen führte die Strecke zum "Großen Alpsee" wieder auf verkehrsarmen Nebenstrecken, wo am Vormittag der bekannte "Allgäu Triathlon" stattfand. Der Hawaiisieger Jan Frodeno hatte sich wie erwartet den Tagessieg geholt. Für die RCH-Gruppe ging es weiter nach Immenstadt und unweit davon zu unserem Etappenziel nach Stein.

21.08.2017

2. Etappe

Immenstadt (Stein im Allgäu) - Sonthofen - Hingelang - Oberjoch - Tannheimer Tal - Reutte - Plansee - Ettal - Garmisch-Partenkirchen - Mittenwald

131 km / 1.380HM

Der erste Streckenabschnitt über Burgberg nach Sonthofen war ein Augenschmauß, Allgäu pur. Nach 20km Einrollen, ging es ab Hindelang kurvenreich auf den zweithöchsten deutschen Alpenpass, das Oberjoch (1.136m). Kurz danach passierten wir die Staatsgrenze zu Österreich und durchquerten das Tannheimer Tal, vorbei am Haldensee führte die Strecke über den Gaichtpass in einer kurvenreichen Abfahrt ins Lechtal bei Weißenbach, wo Ingo mit dem Begleitfahrzeug für die erste Pause wartete. Entlang des Lech ging es weiter nach Reutte und am Zwieselberg hinauf zum Plansee und durch das Naturschutzgebiet "Ammergauer Alpen" zum Kloster Ettal. Im Biergarten der urigen "Ettaler Mühle" legten wir nach rund 100 km die wohlverdiente Mittagspause ein. Der letzte Tagesabschnitt führte über Oberau nach Garmisch-Partenkirchen, wo uns die Strecke durch die Fußgängerzone führte und wir dabei unbeabsichtigt von einer Polizeistreife escortiert wurden. Die letzten 20 km durch das "Werdenfelser Land" waren dann kein Problem mehr und wir rollten leicht abwärts unserem Etappenziel, der Geigenbauerstadt Mittenwald, entgegen.

22.08.2017

3. Etappe

Mittenwald - Wallgau - Sylvestein Stausee - Achenpass - Kreuth - Rottach-Egern - Spitzingsee - Bayrischzell - Sudelfeldpass - Tatzelwurm - Flintsbach

116 km / 1.290HM

Die 3. Etappe verlief von Mittenwald in nördlicher Richtung nach Wallgau, den Heimatort von Biathlon-Königin Magdalena Neuner und von dort auf traumhafter Mautstraße an der Isar entlang zum Sylvenstein-Stausee. Es rollte gut, denn es ging die ersten 35 km fast nur bergab. Wir fuhren über die riesige Staumauer, weiter durch das Walchental zum 941 m hohen Achenpass und dann an der Weißach entlang Richtung Kreuth, unserem ersten Pausenstop. Ab Rottach-Egern am Tegernsee folgte der schönste Streckenabschnitt des Tages auf einer kleinen autofreien Mautstraße im Gebirgstal der "Valepp". Über den "Wechsel" fuhren wir die "Rote Valepp" entlang hoch zum Spitzingsee auf 1.084 m. Trotz der rund 400 zu bewältigenden Höhenmeter für jeden von uns ein unvergeßliches Erlebnis. Am Spitzingsee legten wir dann die wohlverdiente Mittagspause im urbayrischen Gasthaus "Zur Alten Wurzhütte" ein. Von hier ein traumhafter Blick auf die Bergwelt des Mangfallgebirges. Nach der Mittagspause noch ein 5 km langer Anstieg bis zum Spitzingsattel auf 1.129 m mit herrlichem Blick auf den Schliersee, bevor es dann in eine rasende Abfahrt und weiter nach Bayrischzell ging, wo der letzte Anstieg des Tages anstand, der Sudelfeldpass mit 1.123 m Höhe mit dem Skiparadies "Sudelfeld" in den bayrischen Alpen. Nachdem dieser Anstieg mit zweistelligen Prozentwerten geschafft war, fuhren wir auf der Tatzelwurmstraße runter Richtung Inntal. Eine kurze Schrecksekunde erlebten wir noch in einem 18%igen Gefällestück mit unbeleuchtetem Tunnel, als uns dort eine Auto entgegen kam. Unbeschadet erreichten wir jedoch unser Etappenziel, den Gasthof "Dannerwirt" im kleinen Örtchen Flintsbach am Inn.

23.08.2017

4. Etappe

Flintsbach - Nußdorf - Samerberg - Frasdorf - Aschau - Sebi - Walchsee - Waidring - St. Ulrich am Pillersee - Leogang - Saalfelden - Thumersbach

144 km / 1.710 HM

Dieser Tag begann beim Frühstück mit einem Ständchen und anschließender Sektrunde für unseren Radsportfreund Thomas, der Geburtstag hatte. Er hatte sich trotz seines Ehrentages entschlossen an der RCH-Etappenfahrt teilzunehmen.

Der erste Streckenabschnitt führte uns heute über den Inn nach Nußdorf und von dort in einer Schleife über den Samerberg, einer typisch bayrischen Region mit vielen einzelnen Gehöften und buntbemalten Bauernhäusern. Nach knackigem Anstieg gelangten wir zum besonders schön gelegenen Berggasthof "Duftbräu", eine wahre Augenweide. Weiter ging es durch den Chiemgau auf verwinkelter Streckenführung nach Frasdorf und Aschau mit seinem Schloss Hohenaschau an der bayrisch-Tiroler Grenze. Eine herrliche Abfahrt mit einigen Serpentinen eröffnet den Blick auf das Kaisergebirge und führte uns hinunter ins Tal bei Sebi. Wir waren jetzt in Tirol angekommen. Dort zweigen wir ab in Richtung Walchsee, wo wir die erste Verpflegungspause des Tages hatten, wie immer von Ingo hervorragend vorbereitet. Nach der Stärkung war geplant ab Waidach Richtung Erpfendorf zu fahren, jedoch machte uns dort die abgesperrte Strecke für das WM-Einzelzeitfahren der Senioren einen Strich durch die Rechnung. Wir mussten zurück nach Waidach und den Anstieg nach Schwendt nehmen, wo wir u.a. das ehemalige DDR-Radsportidol Täve Schur überholten, der jedes Jahr als Gast zur WM eingeladen wird. Die Umleitungsstrecke ging durch das Kohlental nach Gasteig und Kirchdorf und von dort nach Erpfendorf auf unsere planmäßige Strecke. die folgenden 10 km auf der B178 waren durch den starken Autoverkehr etwas stressig, bevor wir wieder in Waidring auf ruhiger Straße Richtung Pillersee abbiegen konnten. In St. Ulrich am Pillersee hatten wir im Cafe Restaurant Birnbacher unsere Mittagspause mit Blick auf die Loferer Steinberge. Nach der Pause fuhren wir nach Hochfilzen mit seinem Biathlonzentrum, wo alljährlich Weltcuprennen stattfinden und weiter entlang der Leoganger Steinberge nach Leogang und dann nach Saalfelden. Von hier ging es die letzten 15 km immer leicht bergab in südlicher Richtung zum Zeller See und unserem Etappenziel in Thumersbach.

24.08.2017

5. Etappe

Thumersbach - Bruck -Fusch - Ferleiten - Großglockner Hochalpenstraße - Fuschertörl - (Edelweißspitze) - Ferleiten - Fusch - Bruck - Thumersbach

70 km / 1.800 HM

Bei der Planung der Etappenfahrt war zunächst dieser Tag als Ruhetag angedacht, da wir auch nicht wissen konnten, wie sich die Wettersituation entwickeln würde. Nur für die ganz "Harten" der Teilnehmer boten wir die Option "Großglockner Hochalpenstraße" an. Schon beim Frühstück war abzusehen, dass der Wettergott uns einen Traumtag bescherte und so waren wir erstaunt, dass 18 Teilnehmer/innen sich der Herausforderung "Großglockner" stellen wollten. Das hätten wir nie und nimmer geglaubt. Aber um so schöner dann in geschlossener Gruppe nach Bruck zu fahren, um dann die 32 km Anstieg mit insgesamt 1.800 HM in Angriff zu nehmen. Trotz der inzwischen sehr warmen Temperatur und den giftigen 12%igen Rampen erreichten ohne Ausnahme alle gestarteten Teilnehmer den Parkplatz am Fuschertörl in 2.428 m Höhe. Einige unserer Gruppe waren das erste Mal in solch einer Höhe. 7 Fahrer schafften sogar noch zusätzlich die 1,6 km lange Stichstraße bis zur Edelweißspitze (2.571 m). Dieser steile Streckenabschnitt hat noch den original Kopfsteinpflasterbelag aus dem Jahr 1935.

Alle Gipfelstürmer des RCH wurden mit einem grandiosen Blick auf den höchsten Berg Österreichs, den 3.798 m hohen Großglockner und die Pasterze, den mit 8 km längsten Gletscher der Ostalpen belohnt. Zum genießen dann  auch die Abfahrt, die bis zur Mautstation Ferleiten in 22 Minuten bewältigt wurde. Dort trafen wir uns alle, um dann gemeinsam nach Fusch zu fahren um eine Stärkung zu uns zu nehmen, bevor es dann wieder zurück nach Thumersbach ging.

25.08.2017

6. Etappe

Thumersbach - Bruck - Bischofshofen - St. Martin am Tennengebirge - Annaberg - Abtenau - Golling - Hallein - Salzburg

136 km / 940 HM

Die Abschlussetappe führte vom Zeller See an der Salzach entlang nach Bischofshofen, einem Austragungsort der Vierschanzentournee. Nach dem Verpflegungsstop aus unserem Begleitfahrzeug bogen wir ab Richtung Hüttau, immer leicht ansteigend. In Niedernfritz fuhren wir das Lammertal hoch mit den bekannten Orten St. Martin und Annaberg. 10 km nach Abtenau legten wir unsere Mittagspause ein, es war jetzt sehr warm und wir bevorzugten ein schattiges Plätzchen. Nach der letzten Stärkung ging es abwärts nach Scheffau und Golling. Dann weiter der Salzach entlang durch Hallein, das durch seinen Salzabbau bekannt wurde. Dann endlich nach 740 km erreichten wir das Ziel unserer Etappenfahrt, die Mozartstadt Salzburg. Alle wohlbehalten und sichtlich stolz auf die vollbrachte Leistung. Am Abend wurde in der Salzburger Altstadt in einem typischen Heurigen (Biergarten) noch einmal auf die Erlebnisse der vergangenen Tage kräftig angestoßen und Abschied gefeiert von einer sehr schönen Etappenfahrt.

Am nächsten Morgen wartete der Bus auf uns, mit dem wir vor 6 Tagen in Richtung Bodensee aufgebrochen waren, um uns wieder nach Hattersheim zu bringen. Rückblickend hatten wir Riesenglück mit dem Wetter. Wir fuhren keinen einzigen Kilometer im Regen und wir wurden von Defekten verschont. Aber das Wichtigste, die Fahrt verlief unfallfrei, was auch der Besonnenheit der Teilnehmer und insbesondere der Führungs- und Schlussfahrer zu verdanken war. Bereits auf der Rückfahrt wurde einstimmig der Wunsch nach einer erneuten Etappenfahrt laut, was die Verantwortlichen der Etappenfahrt wohlwollend als positives Zeichen entgegen nahmen - es war in allen Belangen eine sehr gelungenen Veranstaltung des RCH und der Höhepunkt der Radsportsaison 2017.

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